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Streit zwischen Trump und MuskKampf der Alphamännchen

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Der Bruch zwischen Donald Trump und Elon Musk ist großes Drama. Aber der Schaden ist längst angerichtet, und die zerstörerische Politik geht weiter.

Damals noch gemeinsam außerhalb, heute mitten im öffentlichen Cage Fight: Donald Trump und Elon Musk (mit Sohn) Foto: Lynne Sladky/ap/dpa

E s ist noch nicht so lange her, da saßen US-Präsident Donald Trump und sein Buddy Elon Musk samt Sohn gemeinsam am Oktagon. Durchs Käfiggitter schauten sie zu, wie sich drinnen die Kämpfer einer Veranstaltung von Trump-Günstling und UFC-Chef Dana White nach allen Regeln der Mixed Martial Arts tüchtig einschenkten. Seit dieser Woche, so scheint es, sind Trump und Musk eher inner- als außerhalb des Oktagons zu finden. Und die halbe Welt schaut zu.

Was sich die beiden gegenseitig auf ihren jeweiligen Social-Media-Plattformen an den Kopf werfen, wie sie sich gegenseitig verfluchen und bedrohen, ist natürlich ganz großes Kino. Politik und Inszenierung, Ego und Inhalt, Ursache und Wirkung – nichts ist mehr eindeutig auseinanderzuhalten in diesem Clash zwischen dem reichsten Mann der Welt und demjenigen, dem er geholfen hat, der mächtigste zu werden.

Aber über all dem, über all der – vermutlich sogar angebrachten – küchenpsychologischen Binsenweisheit, dass an er Spitze der US-Regierung eben nur Platz für ein Alphamännchen ist, geht die politische Betrachtung ein wenig verloren. Denn Elon Musk hat mindestens dreifachen Schaden angerichtet: Erst hat er mit über 280 Millionen Dollar in den Wahlkampf eingegriffen und nicht nur Trumps, sondern auch weiteren MAGA-Kandidaten zum Sieg verholfen.

Dann hat er als Leiter des Staatszerstörungskommandos DOGE dafür gesorgt, dass gut funktionierendes kaputtgeht, Datenschutzregeln ausgehebelt werden und nach der Zerschlagung von USAID Millionen Menschen weltweit ohne Lebensmittel- und medizinische Versorgung dastehen. Und schließlich bietet er Trump sogar noch die Möglichkeit, Verantwortung für das angerichtete Desaster von sich selbst auf Musk abzuwälzen – Schuldabwehr wie immer bei Trump.

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Tesla und Trump in den Abgrund?

Es wird spannend zu sehen, ob mit diesem öffentlich ausgetragenen Bruch das gesamte Bündnis zwischen Trump und den Tech-Milliardären wieder vorbei ist – und wenn, was das heißt. MAGA-Ideologen wie dem ehemaligen Chefstrategen Stephen Bannon war Musk und sein rasanter Bedeutungsaufstieg schon immer ein Dorn im Auge: dieser Novice müsse erstmal den politischen Kampf und seine Ziele verstehen lernen, hatte Bannon schon vor Monaten geätzt.

Jetzt legt er nach und fordert Musks sofortige Abschiebung, weil sich der Südafrikaner illegal im Land aufhalte. Und so könnte der Abgang von Musk bedeuten, dass sich Trump wieder auf die Kernklientel der MAGA-Bewegung fokussiert statt auf ihre Financiers. Allerdings dürfte das lediglich das Erscheinungsbild betreffen, nicht den Kern der Politik. Was Musk mit DOGE zumindest in Teilen umgesetzt hat, Staatszerstörung, ist immer zentraler Bestandteil von Bannons Doktrin gewesen.

Das wird auch genau so bleiben. Musk kritisiert ja auch nicht, was an Trumps Politik tatsächlich abscheulich ist, von rassistischer Anti-Migrationspolitik bis zum Kampf gegen Rechtsstaat, Wissenschaft und Arbeitnehmer*innenrechte. Und für den von Trump beförderten antifeministischen Backlash in allen Bereichen steht Musk geradezu prototypisch.

Ein paar spannende Fragen gibt es. Auf welche Seite etwa schlägt sich Joe Rogan, der erfolgreichste Podcaster aller Zeiten, der kurz vor der Wahl im November im Anschluss an eine Folge mit Elon Musk eine viel beachtete Wahlempfehlung für Donald Trump aussprach?

Irgendwie bleibt ja die Hoffnung, dass die Wäh­le­r*in­nen von dem Chaos um Trump bald die Nase voll haben, so dass die lethargischen De­mo­kra­t*in­nen bei den midterm elections im November kommenden Jahres womöglich doch Teile der Macht zurückerobern können. Wenn Musks rumpolterndes Auftreten wenigstens dazu beiträgt, dass er nicht nur die eigenen Unternehmen, sondern auch Trump mit in den Abgrund zieht, dann, aber nur dann, könnte man doch noch ein herzliches Dankeschön sagen.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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12 Kommentare

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  • Muss man wirklich das Kind von Herrn Musk unter Überschrift "Kampf der Alphamänncjen" mit abbilden?

  • Man würde den beiden Vollpfosten ja auch zutrauen, dass sie hier eine Show für die Publicity inszenieren. Aber nachdem beide so offensichtlich an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung laborieren, ist dieser absurde öffentliche Machtkampf wohl tatsächlich real. Toxische Männlichkeit regiert die Welt auf eine derart bizarre, groteske Art und Weise wie ich mir das nie hätte vorstellen können. Man könnte lachen, wenn es nicht so zum Heulen katastrophal und beschämend wäre.

  • Die gekaufte 'Demokratie' !



    Wie viel die eingebildete 'Demokratie' wert ist, erleben wir ja auch bei uns, wo eine Elite eigentlich gut ausgebildeter 'Bürger' komplett versagt, wenn sie scheinbar gleichgültig zulässt, welche 'Persönlichkeiten' als Parteienvertreter in dieser Gesellschaft repräsentieren 'dürfen' und das, obwohl wir viele 'Wissenschaftler' ausgebildet haben und alimentieren dafür, dass sie die REALE Klimakatastrophe verleugnen oder verdrängen helfen. Wo, bitte, sind denn die Zukunftsaussichten dieser Menschheit unter diesen Bedingungen, wenn es einzelnen Typen möglich ist, sich dergestalt über alle materiellen Interessen und Überlebenswünsche der großen Mehrheit der Weltbürger hinwegzusetzen ? Witzig nur, dass sowohl Trump wie Musk Kriege einfach ZU TEUER sind in ihrer Raffgier und ihre Macht nur noch durch Obstruktion in ihren Medien (am Billigsten geht das noch über Chat-GBT lol) aufrecht zu erhalten. Bei diesem Theater könnte der einfache Mensch sich lieber zurück in die Steinzeit wünschen, wo das Erwerbsleben zwar anstrengender war, aber ein längeres Überleben ohne Klimaleugner und Verrückte möglich wäre. Wo bleibt ein globales GEMEINWOHL ? Fortschritt, für wen ?

  • Irre und nach wie vor kaum zu fassen, was für eine neue Elite diese rechte Elitenhetze uns beschert hat. Berlusconi, Schill, Duterte - im 21. Jh. scheint sich das Wahlvolk weltweit für den Abriss jeglicher Vernunft und Seriosität entschieden zu haben. War wohl zu langweilig.

  • Ich finde es auch richtig gut, dass der Autor nebenbei die ganze Alpha-Männchen-Idee hinterfragt.



    Man merkt, wie unsinnig diese Vorstellung eigentlich ist – gerade wenn man sieht, dass das oft mit Stärke, Macht und Durchsetzungskraft gleichgesetzt wird. Dabei geht's im Text eher um echte Stärke: Mitgefühl, Zusammenarbeit, Ehrlichkeit. Er spricht damit auch Themen wie toxische Männlichkeit, das Patriarchat und diesen ständigen Druck auf Männer an, immer dominant sein zu müssen. Besonders spannend: Das mit dem 'Alphatier' bei Wölfen stimmt gar nicht – der Forscher, der das mal beobachtet hat, hat später selbst gesagt, dass das nur im Zoo so aussah.



    In freier Wildbahn leben Wölfe eher wie Familien – da gibt’s kein Chef-Wolf, sondern Eltern und ihre Jungen. Das zeigt, wie schief dieser ganze Biologismus ist, wenn es um Männlichkeitsbilder geht.

  • Ich würde ja gern sagen "ich hab es ja vorhergesagt", aber das wäre unehrlich, denn das ist doch 100 pro nur Show...



    Auch wenn ich nicht gern etwas positives über deren Kompetenzen sage, sie sind beide Medienprofis. Musk spielt seit Jahren mit der Öffentlichkeit und macht durch sein gebaren in den Sozialen Medien schon schnell mal Milliarden an nur einem Tag (z.B. indem er ne Kryptowährung pusht), und Trump ist ebenfalls seit Jahren erfahren darin mit seinen Wrestling Kram da und der ein oder anderen Show die er entweder produziert oder mitgespielt hat.

    Ich würde den beiden nicht einmal glauben wenn die was von Sonnenschein im Sommer erzählen. Und hier geht es um hunderte Milliarden. Wenn es um soviel geht, ist doch klar das Menschen alles machen würden. Und öffentlich so zu tun als hätte man sich zerstritten, ist doch Pille Palle. Für soviel Geld würde ich öffentlich alles Mögliche behaupten.

  • Was T. so zum besten gibt (besonders über sich selbst) war ja schon vormals ein guter Anlass Tränen zu vergießen..vor lachen.

    Aber jetzt kommt die Version 2.0..

    Zwei von sehr.! autoritären Vätern "groß" gezogene Egomanen unter sich.. Das ist doch jetzt wirklich mal gaanz großes Kino.







    ..köstlich..

    ;-)

  • "Alphamännchen" - ... ?

    Es geht darum Schaden anzurichten, von dessen Ausnutzung man sich Vorteile verspricht. So wie es eben bgeht, wenn es um Kampf und Krieg geht.



    Trump hat Musk nur benutzt. Bemerkenswert, dass dieser es nicht bemerkt hat. Zu viel Ketamin?

    • @humusaufbau:

      Dabei hatte doch Musk Trump benutzen wollen.

    • @humusaufbau:

      Egal, was man von Musk hält – jemanden wegen Ketamin oder anderen Drogen durch den Dreck zu ziehen, ist einfach nicht okay.



      Damit macht man sich über Menschen lustig, die psychische Probleme haben oder gerade versuchen, Hilfe zu bekommen. Ketamin wird z. B. auch bei Depressionen eingesetzt – das ist also kein Witz.



      Wenn man Leuten, die man kritisiert, automatisch Drogenmissbrauch oder Alkoholismus unterstellt, trifft man am Ende vor allem die Falschen: nämlich die, die wirklich damit zu kämpfen haben.

      Kritik ist wichtig – aber bitte ohne Stigmatisierung.

      • @Ice-T:

        Nun hat Trump ja selbst dieses Thema aufgebracht: Laut Washington Post hat Trump privat unter Freunden gelästert, dass Elon Musk ein „schwerer Drogensüchtiger“ sei.



        www.merkur.de/poli...h-zr-93772272.html



        Mich erinnert das an den Film "Der Untergang":



        "Dieser Morphinist hat die Korruption in unserem Staat erst möglich gemacht!" (Hitler über Göring)

  • Es ist wohl kaum die spannende Frage, auf welche Seite sich ein Podcaster auf Hormonersatztherapie schlägt. Wirklich interessant ist doch, ob Musk jetzt seine eigene Partei gründet.