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Bundeskanzler in Washington bei TrumpMerz überzeugt als Randfigur

Beim Treffen in Washington überlässt Friedrich Merz meist Donald Trump das Wort. Beim Thema Krieg in der Ukraine findet der Bundeskanzler jedoch klare Worte.

Ein Verständnis, das über Worte hinausgeht: Donald Trump und Friedrich Merz Foto: Kent Nishimura/Reuters

Washington taz | Bundeskanzler Friedrich Merz ist bei seinem ersten Besuch im Weißen Haus als deutscher Staatschef zumindest nicht unter die Räder gekommen. Der CDU-Politiker ließ sich trotz einiger Sticheleien von US-Präsident Donald Trump nicht aus der Ruhe bringen und blieb sachlich. Er überließ jedoch Trump nahezu das alleinige Rampenlicht und dieser musste sich vor allem innenpolitischen Fragen stellen.

Trotz einer kurzfristigen Planänderung von Seiten des Weißen Hauses war die Stimmung vor dem Treffen gut. Trump begrüßte Merz mit einem Lächeln und einem festen Händedruck, bevor beide für die Kameras posierten. „Wir lieben die Deutschen“, sagte Trump, als er zusammen mit Merz den West Wing des Weißen Hauses betrat.

Im Oval Office angekommen, überreicht Merz ein Geschenk an den US-Präsidenten. Es handelte sich dabei um die Geburtsurkunde von Trumps Großvater, der im Jahr 1869 in Deutschland geboren wurde.

Trump zeigt sich enttäuscht von Elon Musk

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Die im Vorfeld angekündigten Themen Ukraine-Krieg, Zollstreit und die Stärkung der Nato standen an diesem Donnerstag nicht im Mittelpunkt. Es waren vor allem US-innenpolitische Themen wie die anhaltende Kritik von Milliardär Elon Musk am republikanischen Ausgaben- und Steuergesetzespaket in den vergangenen Tagen.

Die USA unter Trump

Im November 2024 gewann Donald J. Trump zum zweiten Mal eine Präsidentschaftswahl in den USA und amtiert seit Januar 2025 als 47. Präsident. Er treibt den Umbau öffentlicher Einrichtungen und einen Kurswechsel in der Außenpolitik voran.

➝ Mehr zum Thema USA unter Donald Trump

„Ich bin sehr enttäuscht von Elon. […] Elon und ich hatten eine großartige Beziehung. Ich weiß nicht, ob das noch so sein wird“, sagte Trump.

Gleichzeitig wiederholte er, wie wichtig das Paket für seine politische Agenda sei. Der „Big, Beautiful Bill“, wie der Gesetzestext von Trump genannt wird, steht aktuell im US-Senat zur Diskussion. Nachdem mehrere republikanische Senatoren Bedenken geäußert hatten, ist dessen Zukunft aber ungewiss.

Merz stärkste Momente

Auch Fragen bezüglich eines neuen Einreiseverbots sowie seines Telefongesprächs mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping musste sich Trump stellen.

Einig waren sich Merz und Trump hingegen darüber, dass der Krieg in der Ukraine schnellstmöglich beendet werden muss. „Ich bin dafür, das Töten zu beenden“, sagte Trump. Merz stimmte Trump zu und erklärte, dass nach mehr als drei Jahren die Zeit gekommen sei, den Krieg endlich zu beenden. Merz bekräftigte, dass Deutschland und Europa bereit seien, mehr Verantwortung zu übernehmen, um dieses Ziel zu erreichen.

„Wir haben in Deutschland das Grundgesetz geändert. Wir können jetzt wirklich die notwendigen Ausgaben tätigen, die wir brauchen, um die Bundeswehr stark zu machen. Ich habe das in meiner Regierungserklärung vor zwei Wochen gesagt. Wir wollen die stärkste konventionelle Armee in Europa bekommen“, erklärte Merz noch vor dem Treffen.

Im Gegensatz zur EU zieht Trump trotz der anhaltenden russischen Angriffe auf die Ukraine im Moment keine weiteren Sanktionen gegen Moskau in Erwägung. Er hofft nämlich darauf, dass sich die Ukraine und Russland doch noch auf einen Waffenstillstand einigen können.

Obwohl der Bundeskanzler nicht viel zu Wort kam, hatte er beim Thema Ukraine-Krieg seine stärksten Momente. Er machte klar, dass Deutschland klar auf der Seite der Ukraine stehe. Und solange es keinen Waffenstillstand gebe, müsse das Ziel sein, die Ukraine mit Waffen und anderen Hilfeleistungen zu unterstützen.

Besuch war fast schon langweilig

Die aktuellen Spannungen in den Handelsbeziehungen sowie Trumps Politik der Strafzölle fand während des Ovaloffice-Auftritts keine große Erwähnung. Dabei hatte sich Merz darauf vorbereitet. „Deutschland ist einer der sehr großen Investoren in Amerika. Nur wenige Länder investieren mehr als Deutschland in den USA. Wir sind auf dem dritten Platz, was die sogenannten ‚foreign direct investments‘ betrifft“, sagte Merz gegenüber Journalisten am Vormittag.

Merz hatte im Vorfeld des Treffens angekündigt, dass er sich bei der Bewertung von innenpolitischen Vorgängen in den USA zurückhalten werde. Und genau dies tat er auch. Es darf ihm also nachgesehen werden, dass er nur wenig zu Wort kam. Im Gegensatz zu den Auftritten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa, die von Trump zum Teil nach Strich und Faden vorgeführt wurden, war der Besuch von Merz fast schon langweilig.

Merz wird im Verlauf des Tages noch weitere Gespräche mit Trump führen.

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17 Kommentare

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  • Trump weiß auch, dass Deutschland die drittstärkste Wirtschaftsmacht der Welt ist. Auch das dürfte dazu beigetragen haben, dass dies Gespräch „easy“ verlaufen ist. Außerdem lernt Trump auch von Fehlern. Ein paar Berater dürfte er ja haben die normal ticken, oder?

  • Es war eine Pressekonferenz und die Journalisten stellten Fragen



    an Trump, insbesondere zu seinem Verhältnis zu Musk. Dass da



    Merz nicht zu Wort kam, liegt doch nicht an ihm oder sollte er für



    Trump antworten oder Trump ins Wort fallen. Im übrigen ist es durchaus anzuerkennen, dass Merz die englische Sprache so



    beherrscht, wie man es von einem Politiker auf internationaler Bühne



    erwarten kann, auch wenn er keine in diesem Sprachraum erworbene akademische Abschlüsse vorweisen kann.



    anzuerkennen, dass

  • Der souveräne Statist. Da Trump im Augenblick mit innenpolitischen Schwierigkeiten in Bezug auf seine Big Beautiful Bill sowie der Verknappung seltener Rohstoffe durch China, (er hat ja kurz bevor der Fritz kam mit XI telefoniert) zu kämpfen hat und die AfD nahe CDU den Republikanern näher steht als man es hier wahrhaben will, war das Risiko das Merz als Kollateralschaden endet ohnehin gering.

  • Trump und der Welt zu zeigen wo Trump seine Wurzeln hat,gute Idee! Vielleicht weiß ein ehemaliger Blackrockanwalt ein paar Dinge mehr über Trump als der Rest?

  • Für Elon Musk ist Trump nicht mehr kapitalistisch genug. Zuviel pfuscht der Staat in die Angelegenheiten von Konzernen, und es betrifft nun auch ihn.



    Trump hasst es, die Umwelt zu schonen. Er weiß, wenn der Permafrost schmilzt, gibt es neue Rohstoffe, sowie Menschen auszuplündern. Trump muss also alternative Energien torpedieren, zum Leidwesen Elon Musks.

    Sollte Elon mal nach Argentinien auswandern. Dort wird ihm geholfen, weil der Staat sich nicht mehr in Angelegenheiten einmischt.

    • @Troll Eulenspiegel:

      ""Trump muss also alternative Energien torpedieren, zum Leidwesen Elon Musks.""



      ==



      Ob Musk was mit Klimaschutz am Hut hat ist mindestens unklar - trotz Tesla. Der Konflikt zwischen Musk/Trump geht um das neue Steuergesetz welches jährlich 1,9 Billionen (!!!) die amerikanischen Steuerzahler kosten würde - oder jährlich (!!!) zur jetzt schon immensen Schuldenlast der USA hinzu gerechnet werden müßte.

      Der Dollar ist im Sinkflig, die US Inflation steigt und die USA verlieren gerade ihren Ruf als sicherer Hafen für Anleger. Darüber hinaus hat Musk seine Kamikaze Rauswurfaktion von Zehntausenden Mitarbeitern in den Behörden mit Sparmassnahmen begründet - diese verpuffen gerade.

      Die sinnfreie Irrenhaus-Zerstörungspolitik und Wiedersprüchlichlichkeit von Trumps Politik ist nicht mehr zu überbieten.

  • Ich hab die Pressekonferenz von Trump und Merz nicht gesehen, aber die Zeitungen von taz bis FAZ sind sich ja ziemlich einig, dass Merz das gut gemeistert hat. Wenn ich mir aber überlege, dass man sich inzwischen darüber freut, dass es bei einem US-Besuch des Kanzlers nicht zum Eklat gekommen ist, sagt das viel aus.

  • ... klassischer Habitus beim Diktatorenbesuch: Bloss nicht seinen Unwillen triggern.



    Der Kanzler ist halt ein Profi.



    Privat wird er einiges zu erzählen haben. "es war natürlich dunkel und warm, und — man glaubt es nicht — selbst dort war alles vergoldet"



    (you know what i mean)



    Fritz

  • Es wäre natürlich schön, wenn



    trump die Güte hätte, den deutschen Kanzler nicht vorzuführen.



    Aber ist das die Zielsetzung?



    Nur nicht auffallen?



    Wir haben wirtschaftliche Interessen in den USA, das ist klar.



    Bisher bestand unsere Außenpolitik aber auch darin, demokratische Strukturen im Ausland zu unterstützen und autokratisches Bestreben nicht.



    Soll das die neue deutsche Außenpolitik sein: zu Kreuze kriechen, dem selbsternannten König huldigen und seine Launen stumm ertragen?



    Stehen wirtschaftliche Interessen höher als moralische?



    Ist die Zerstörung der US Demokratie hinnehmbar, wenn wir nur genug Autos verkaufen ?



    Ein anderes Konzept scheint bei Merz Antrittsbesuch nicht durch.



    Merz hat bei der Zusammenarbeit mit der "afd" bereits gezeigt, dass Demokratie, Moral und ein "Ehrenwort" für Ihn wenig bedeuten.



    Im Schlechten erinnert er damit an Helmut Kohl und "sein Ehrenwort".



    Namhafte deutsche Firmen haben sich für die Beibehaltung des Lieferkettengesetzes ausgesprochen.



    Das kann nämlich durchaus ein Image sein, dass Andere gerne ( mit-) kaufen.



    Zum Spielball von Autokraten zu werden lässt hingegen die Bedeutung Deutschlands und Europas schwinden.



    Gleiches gilt für die Demokratie.

    • @Philippo1000:

      "Soll das die neue deutsche Außenpolitik sein: zu Kreuze kriechen, dem selbsternannten König huldigen und seine Launen stumm ertragen?



      Stehen wirtschaftliche Interessen höher als moralische?"



      Es geht hier eben leider nicht nur um rein wirtschaftliche Interessen. Wenn der große Bully beschließt, die NATO und deren Unterstützungsverpflichtungen seien nicht mehr gültig, weil er sich grad geärgert hat, steht deutlich mehr auf dem Spiel.



      Und das wird sich in den nächsten paar Jahren auch nicht ändern lassen.

      • @Encantado:

        Interessant, dass Sie eine Strategie gegenüber Trump verteidigen, die auch bei Putin die ersten 10 Jahre angewendet wurde - übrigens erfolgreich.

  • Ich kann mir nicht helfen, aber F. Merz hat hier eine gute Figur im Rahmen der Möglichkeiten gemacht. Und das obwohl die Urkunde deutlich günstiger war als ein Flugzeug. Es muss einem nicht gefallen, aber wer deutsche und europäische Positionen gegenüber einem Menschen wie Trump vertreten will, muss von ihm Ernst genommen werden.

  • Seien wir ehrlich: der Besuch verlief für Merz doch nur deswegen so glimpflich, weil er dem POTUS beim öffentlichen Bullshitten nicht noch ins Wort gefallen ist.



    Ansonsten macht Deutschland als Musterschüler der Amis seine Sache doch wirklich gut: sowohl was die Erhöhung der Militärausgaben betrifft als auch in punkto Nibelungentreue gegenüber Israels völkerrechtswidriger Politik.

  • Merz hat einen souveränen Auftritt hingelegt. So kann man sich mit Präsidenten wie Trump unter Umständen arrangieren - Respekt zeigen und dem gegenüber Honig um den Mund schmieren. Ist übrigens auch eine Strategie, die mit vielen Autokraten funktioniert. Kann sich jemand zb noch an den Umgang mit Putin in den ersten Jahren erinnern?

  • In allen Medien und auf allen Kanälen politische Berichterstattung als hyperrealistisches Inferno irgendwo zwischen Sportberichterstattung und Boulevard. Da wird schon vorher darüber spekuliert ob der Friedrich für ein Zusammentreffen mit dem Donald fit genug sei, dann fast in Echtzeit jede kleinste Bewegung registriert und hinterher mutig drauf los gedeutet: Das könnte dies oder das oder sowohl etwas anderes bedeuten. Aber die Krawatte, die Haltung und dann diese Geste … das war gut.

    Was bleibt am Ende übrig? Ein Bild von Politik als schmieriges Machtspiel zwischen mehr oder minder begabten Typen, die am Ende darüber entscheiden, wie unser aller Zukunft aussieht. Darum, oh liebe WählerInnen müsst ihr immer die Richtigen wählen, die dann das Richtige tun. So funktioniert unsere bewundernswerte und wehrhafte Demokratie.

    Freuen Sie sich auf die nächste Ausgabe von Boulevard Republik Deutschland.

  • Weitere Gespräche? Spannend wird's erst, wenn's um "Deals" geht. Gibt es neben dem Dealmaker Trump auch einen Dealmaker Merz? Das dürfte so ziemlich die wichtigste Frage sein, die Trump bezüglich Deutschland bewegt.

  • Im nichtöffentlichen Teil des Besuchs wird es bestimmt anders zur Sache gehen.